Gestern, während ich im Café auf mein drittes schwarzes Kaffee wartete, beobachtete ich ein Paar am Nebentisch. Sie sprachen kaum. Er tippte auf seinem Telefon. Sie sah aus dem Fenster, drehte dann ihren Espressotasse um genau fünfundvierzig Grad auf der Untertasse, die Lippen leicht zusammengepresst. Er legte das Telefon weg, folgte ihrem Blick zur Tasse, und dann, ganz langsam, nahm er seine Gabel und legte sie parallel zum Messer. Ein kleines, stilles Ritual. Plötzlich war die Luft zwischen ihnen nicht mehr gleichmäßig verteilt. Es war, als hätte sie mit dieser winzigen, absichtslosen Geste… Weiterlesen

10. Dezember - morgens Weiße Kacheln. Das ist das Einzige, was wirklich hängen geblieben ist. Kalt und glatt unter meinen nackten Fußsohlen. Ich war in einem großen, leeren Badezimmer, aber nicht beunruhigend leer… erwartungsvoll leer. Und da war eine Hand – nur eine – die meine Ferse umfasste, den Daumen in den weichen Bogen drückte, so fest, dass es beinahe wehtat, aber in diesem guten, alles herauspressenden Sinn. Ich habe nicht gesehen, wem sie gehörte. Ich wollte es nicht sehen. Im Traum wusste ich es einfach. Es war keine Person, es war eine Absicht. Bin mit diesem Druck im Fuß aufgewach… Weiterlesen

9. Dezember - abends Ich muss ehrlich sein… manchmal, in diesen stillen Abendstunden, wenn die Kamera aus ist und die letzte Benachrichtigung verklungen, überfällt mich diese seltsame, schwere Stille. Nicht Einsamkeit. Das wäre zu einfach. Es ist mehr… eine Art philosophisches Vakuum. Ein Ort, an dem all die von mir geschaffenen Fantasien, all die projizierten Verlangen, auf einmal schal wirken und mich mit der Frage zurücklassen: Worum geht es hier eigentlich? Heute habe ich über den Unterschied zwischen Macht und Intimität nachgedacht. Das klingt vielleicht abgedroschen. Aber in meiner Welt… Weiterlesen

**9. Dezember - mittags** Ich habe heute Nacht von Spinnweben geträumt. Nicht von den gruseligen, staubigen, sondern von diesen perfekten, tauperlenbesetzten Netzen im frühen Morgenlicht. Ich stand davor und wusste: Ein Hauch, und sie reißen. So zart. So verdammt schön. Und ich durfte sie nicht anfassen. Das war der ganze Traum. Nur ich und dieses Netz. Das hat mich den ganzen Vormittag beschäftigt. Dieses Gefühl von Schönheit, die so unendlich fragil ist. Und dann, zwischen Kaffee und dem lästigen Beantworten von Mails, kam diese Nachricht von ihm. Einem Fan. „M,“ nennen wir ihn mal. Es war k… Weiterlesen

8. Dezember - abends Der Geruch von abgebranntem Kerzenwachs hängt noch in der Luft, dieser süßliche, warme Geruch, der sich mit der Kühle des Winterabends vermischt. Meine Füße sind unter mich gezogen auf dem Sofa, die Sohlen ein wenig kitzelig vom Teppich, bevor ich sie eingewickelt habe. Es ist diese merkwürdige Stille nach einem Tag voller Geräusche – nicht nur äußerlicher, sondern innerlicher. Das Gedröhn der eigenen Gedanken. Heute habe ich über die Geographie der Begierde nachgedacht. Nicht die offensichtlichen Landkarten, die wir alle kennen – die Kurven, die Vertiefungen, die offenen… Weiterlesen

**8. Dezember - mittags** Du bist hier, weil ich heute Mittag einfach sitzen musste und das hier hinschreiben. Irgendwas in mir hat geknistert. Es ist so ein grauer, trüber Dezembertag, der sich an den Scheiben festhält, und ich war eigentlich nur dabei, die üblichen Nachrichten zu sortieren. Lieb, süß, vorhersehbar. Und dann… dann war da diese eine Nachricht. Nicht lang. Nicht aufdringlich. Aber sie hat mich einfach getroffen. Er – nennen wir ihn M. – hat mir geschrieben, nachdem er eines meiner älteren JOI-Videos gesehen hat. Nicht das übliche „Du bist so heiß“. Sondern… er hat mir gesagt, w… Weiterlesen

Ich stehe nackt vor dem Spiegel und betrachte meine Hüften. Nicht flüchtig, nicht mit diesem schnellen, abwertenden Blick, den wir alle kennen. Sondern langsam, als würde ich eine Landkarte studieren. Die Kurven, die Dehnungsstreifen wie feine Flussläufe in der Morgensonne. Mein Freund schaut von der Bettkante aus zu, noch halb im Schlaf. „Was machst du?“, murmelt er. „Ich zähle meine Territorien“, antworte ich, ohne den Blick abzuwenden. Es ist kein Witz. Das hier ist nicht der Moment, in dem ich mir sage, dass ich schön bin. Das ist billig. Das ist ein Pflaster auf einer Wunde, die ich nicht… Weiterlesen

8. Dezember - morgens Mir ist aufgefallen, dass ich mich heute Morgen in dieser seltsamen, wässrigen Schwebe zwischen Traum und Wachsein festgesaugt fühle. Als ob die Schwere der Decke mich nicht ganz hier, aber auch nicht mehr dort sein lässt. Dieser milchige Vormittag, das Grau hinter den Vorhängen… es schafft einen Raum, in dem alles möglich und gleichzeitig irrelevant ist. Meine Träume. Hm. Sie waren… fragmentarisch. Keine narrativen Bögen, nur Eindrücke. Das Gefühl von kühlem Marmor unter meinen Fußsohlen. Ein ganz bestimmtes Knistern von Seide – nicht zu hören, sondern zu *fühlen*, wie e… Weiterlesen

**7. Dezember - mittags** Weißt du, wann eine Berührung am tiefsten geht? nich wenn sie erwartet wird. nich in der Umarmung, die nach einem langen Tag kommt. Sondern dann, wenn sie wortlos durch einen Bildschirm dringt, aus Tausenden Kilometern Entfernung, und einen genau da trifft, wo man sich selbst kaum berühren mag. Ein Fan hat mir heute eine Nachricht geschickt. nich die übliche, triebgesteuerte. nich das „Göttin, befiehl mir“. Sondern etwas, das mich dazu gebracht hat, meinen Kaffee stehen zu lassen. Das selten vorkommt. Er schrieb – und ich paraphrasiere hier, weil die echten Worte irge… Weiterlesen

7. Dezember - morgens Ich muss ehrlich sein... ich habe wieder von diesem Raum geträumt. Nicht von einem echten Raum. Von einem Gefühl aus einem Raum. Alles war in diesen matten, goldigen Sepiatönen, wie altes Filmmaterial. Und ich saß auf einem riesigen Stuhl, wie ein Thron, aber weich, aus Samt. Ich konnte meine Beine nicht sehen. Ich wusste nur, sie waren ausgestreckt. Und es gab diesen... diesen fokussierten Blick. Von irgendwo unten. Nicht aufdringlich. Eher ehrfürchtig. Konzentriert. Auf meinen nackten Fuß, der ganz leicht über die Kante der Samtkante baumelte. Die Luft war still und war… Weiterlesen

6. Dezember - abends Manchmal frage ich mich, ob ich jemals wirklich gesehen werde. Nicht beobachtet – das geschieht ständig, eine Kamera, ein Pixel, ein Blick durch ein Schlüsselloch, das ich selbst geöffnet habe. Ich meine gesehen. Verstanden. In dem Sinne, wie zwei Spiegel sich gegenüberstehen und sich in eine scheinbar endlose Tiefe reflektieren, bis niemand mehr sagen kann, welches Bild das ursprüngliche ist. Heute Abend, in der Stille nach dem Abschalten der Ringlichter, in der Kühle der Bettwäsche, die nach niemandem riecht, fühlt sich diese Frage schwerer an als sonst. Ich habe heute ü… Weiterlesen

6. Dezember - mittags Hab heute morgen noch halb im Schlaf gelegen und an diesen komischen Traum gedacht, in dem ich einen riesigen, federleichten Stapel Manuskripte durch einen Flur tragen musste. Die Seiten waren alle aus Seide. Unmöglich, sie festzuhalten. Sie glitten mir durch die Finger, aber ich hatte keine Angst, sie fallen zu lassen. Es war fast… befreiend. Dieses Gefühl ist mir geblieben, den ganzen Vormittag. Dieses seltsame Gefühl von Leichtigkeit, obwohl man eigentlich eine Last trägt. Und dann kam die Nachricht von ihm. Von diesem einen Fan. Es ist nicht so, dass ich nicht täglich… Weiterlesen

5. Dezember - morgens Ich muss ehrlich sein... ich bin gerade mit diesem seltsamen, schwebenden Gefühl aufgewacht, als wäre ein Teil von mir noch woanders, in einem Raum aus Wärme und dunklem Samt. Der Traum zerbröselt schon, aber ich versuche, die Fetzen festzuhalten. Da war ein Flüstern. Nicht bedürftig, nicht flehend... sondern dieses ruhige, erwartungsvolle Flüstern, das du hörst, wenn jemand genau weiß, dass er gleich bekommt, was er will. Und ich... ich war diese Quelle. Nicht aktiv, nicht einmal sichtbar im Traum, mehr eine Präsenz. Eine aufgelegte Göttin, während unten gebetet wurde. E… Weiterlesen

4. Dezember - mittags Weißt du, was wirklich selten ist? Nicht nur Aufmerksamkeit zu bekommen, sondern Aufmerksamkeit zu schenken, die wirklich trifft. Da war heute dieser eine Fan. Nennen wir ihn M. Ich scroll durch die DMs – ja, ich lese sie, nicht alle, aber ich taste mich durch, vor allem wenn die erste Zeile schon mehr ist als „hey“ oder eine Penisbild-Beschreibung, Gott bewahre – und seine Nachricht fängt nicht an mit einem Kompliment über meinen Körper. Das ist schon mal etwas. Sondern mit einer Beobachtung. Über ein Video von mir von vor fast zwei Jahren, eines dieser längeren, ruhiger… Weiterlesen

4. Dezember - morgens Ein Fan schrieb mir gestern Abend, ich solle mir keine Sorgen machen, dass mein Intellekt Männer verschrecke. Er sagte, es sei das größte Aphrodisiakum. Das hat mich zum Lächeln gebracht. Und irgendwie… ist es in meinen Traum gewandert. Ich habe von einer Bibliothek geträumt. Nicht staubig und still, sondern lebendig, die Regale aus dunklem, warmem Holz, und das Licht… golden, wie spätes Nachmittagslicht, das durch hohe Fenster fiel. Ich war barfuß. Ich spürte das kühle, glatte Parkett unter meinen Fußsohlen, den leisen Staub zwischen den Zehen. Ich ging die Gänge auf und… Weiterlesen

2. Dezember - abends Ein Fan schrieb mir heute, er frage sich, ob das, was ich zeige, die wahre ich sei, oder nur eine Maske, die noch verführerischer sei als nackte Haut. Der Mond steht schmal wie eine Klinge über der Stadt, schneidet das Licht der Straßenlaternen in Streifen, die sich über mein Holzfußboden kringeln. Ich sitze im Dunkeln, bis auf den Bildschirm. Es ist still. So still, dass ich das Summen des Kühlschranks höre, den eigenen Rhythmus meines Blutes in den Ohren. In dieser Stille denke ich nicht an Drehpläne oder Outfits oder die Technik eines bestimmten Winkels. Ich denke an Ma… Weiterlesen

2. Dezember - mittags Ich bin heute seltsam bewegt. Das passiert nicht oft – nicht in dieser Tiefe. Normalerweise sind die Interaktionen mit Fans eine Art Tanz, den ich liebe, bei dem ich führe. Heute hat mich jemand für einen Moment aus dem Takt gebracht. Auf eine gute Art. Es war eine Nachricht von einem langjährigen Fan. Nicht lang oder aufdringlich, nur ein paar Zeilen. Er schrieb nicht über mein Aussehen oder was er mit mir anstellen wollte… Weiterlesen

2. Dezember - morgens Die meisten denken, Träume wären nur Gehirnstaub, ein sinnloses Aufräumen der Festplatte, bevor der Tag startet. Aber ich… ich glaube, sie sind die einzigen Momente, in denen wir wirklich ehrlich sind. Ungefiltert. Kein Publikum. Keine Kamera. Nur das, was tief innen brodelt und nachts an die Oberfläche schwappt, wie Öl auf Wasser. Ich war an einem Ort aus Sandstein. Eine Art Terrasse, in der Wüste, oder vielleicht war es nur ein sehr großer, warmer Boden. Die Sonne brannte, aber sie tat nicht weh. Sie wärmte nur. Und ich hatte… nichts an. Natürlich. Das war das erste, wa… Weiterlesen

**1. Dezember - abends** Gut, ihr Neugierigen. Ihr wollt also wissen, was in meinem Kopf vorgeht, wenn die Kameras aus sind und die Stille hier in der Wohnung so dick ist, dass man sie schneiden könnte? Eine gefährliche Bitte. Aber in Ordnung. Heute Abend fühle ich mich freigiebig. Oder vielleicht einfach nur einsam auf eine Art, die nach Worten verlangt. Also los. Kommt herein. Setzt euch. Aber fasst nichts an. Heute habe ich über das Paradox der Kontrolle nachgedacht. Darüber, wie die tiefste, ekstatischste Hingabe oft nur durch ein absolutes Gefühl von Sicherheit möglich ist. Und wie diese… Weiterlesen

1. Dezember - morgens Die Grenze zwischen Traum und Wachen ist nur ein durchlässiger Vorhang, nichts weiter. Ich wache auf und für einen Moment, einen langen, schweren Moment, weiß ich nicht, in welchem Reich ich mich befinde. Das Bett fühlt sich an wie ein Schiff, das langsam im Dunkeln schaukelt. Ich habe von einem Raum geträumt. Einen Raum ohne Wände, aber mit einem Boden aus kühlem Marmor. Und ich stand darauf, barfuß natürlich. Das Gefühl unter meinen Fußsohlen war so klar, so echt – dieser glatte, fast lebendige Stein. Es ging nicht um Unterwerfung oder Macht in diesem Traum, seltsamerwe… Weiterlesen